Pankow-Leadsänger besucht die BBS 1 Northeim

 

Ein besonderes Highlight erwartete unsere Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums mit einem Besuch des Musikers, Sängers, Schauspielers und Autors André Herzberg in unserer Schule kurz vor den Herbstferien. Der Künstler las für unsere angehenden Abiturientinnen und Abiturienten aus seinem autobiographischen Buch „Was ist aus uns geworden“ und gab dabei auch einige musikalische Stücke zum Besten.

Der in der DDR aufgewachsene Herzberg war lange Jahre Frontsänger der in den 80er Jahren allgemein bekannten Kultband Pankow und landete in dieser Formation mehrere Nr. 1 Hits. Der 1955 in Ostberlin geborene André Herzberg stammt aus einer streng kommunistischen Familie jüdischer Herkunft und ist stark geprägt von einer Kindheit, in der ihm oft ein Identitäts- und Zugehörigkeitsgefühl fehlte. Davon handelt auch sein im Jahre 2018 herausgegebenes Buch, in dem die Schicksale von sechs sehr unterschiedlichen Menschen beleuchtet werden, die eine große Gemeinsamkeiten haben: sie alle sind Kinder jüdischer Eltern, die in der DDR aufgewachsen sind. Ihre Kindheit war geprägt von den Nachwirkungen der Kriegserlebnisse, den Toten der Familie, den Traumata, von Angst und Verdrängung. Als dann nach der Wende die Lebensentwürfe der jungen Leute zusammenbrechen, müssen sie eine neue Geschichte für sich selbst schreiben. „Ein berührender, tief emotionaler Roman über die großen Fragen nach Sinn und Zugehörigkeit im Spiegel der jüngeren deutschen Vergangenheit“, heißt es in einer Rezension des Buches.

Und das brachte der Autor auch in seiner mit eigener Musik untermalten Lesung rüber. Schüler Lennox Assmus aus der Klasse BG21A jedenfalls war positiv überrascht: „Ich fand es sehr interessant, etwas aus dem Leben der DDR zu erfahren und mir die Geschichte André Herzbergs anzuhören!“ So berichtete der Musiker beispielsweise eindrucksvoll vom ersten Mal, als er die Grenze zwischen der DDR und der BRD überschritt und ihm dadurch die Absurdität der DDR bewusst wurde. „Man hat den Wahnsinn des Landes gesehen“, sagte er selbst. Danach sei die Illusion, dass die DDR das „Paradies“ sei, wie eine Seifenblase geplatzt. Zum Schluss redete er politisch hochaktuell über das Judentum und was für eine Bedeutung die Religion für ihn selbst habe.

Auch Estella Fuchs, Schülerin aus der BG22 war begeistert von der Lesung: „André Herzberg hat das Publikum mit seinen Erzählungen und seinen Kompositionen berührt und dadurch seine volle Aufmerksamkeit erlangt“. Seine Lieder unterlagen einer Zensur, einer sogenannten Überprüfung. In Westdeutschland habe er sich fremd und verloren gefühlt, weshalb er wieder zurück in die DDR wollte. So bekam man einen neuen Einblick in das damalige Leben in der DDR, berichtete Estella. Emely Caro, ebenfalls aus der Klasse BG22, fand es interessant, wie Herzberg seine Begegnung mit Udo Lindenberg schilderte, der diesen nach einem Auftritt mit der Band Pankow besuchte.

Ein Fazit, welches der Künstler den jungen Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg gegeben hat, ist die eigene Erfahrung, dass es nicht schlimm sei, wenn man sich in so jungen Jahren noch nicht selbst gefunden habe, denn ihm erging es im selben Alter genauso.

Organisiert wurde die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit Dr. Christian Steigerthal, Mitglied des Kirchenvorstandes der St. Sixti Gemeinde Northeim, bei dem wir uns herzlich bedanken.